In Deutschland ist Ephedrin verschreibungspflichtig und wird nur noch selten eingesetzt. Das war jedoch nicht immer so. Bis zum 1. April 2006 waren entsprechende Produkte in Apotheken, Drogerien und Online-Shops rezeptfrei erhältlich. Die Änderung erfolgte nach einer Reihe von Berichten über schwere Nebenwirkungen des Medikaments. Darunter waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Todesfälle.
Seit wann ist Ephedrin verschreibungspflichtig?
Erst im April 2006 wurde Ephedrin, das früher häufig zur Behandlung von Asthma, Allergien und Erkältungen sowie als Schlankheitspille zur Gewichtsreduktion eingesetzt wurde, in Deutschland verschreibungspflichtig. Der aus Bestandteilen der Ephedra-Pflanze hergestellte Wirkstoff war zuvor weit verbreitet. Ephedrin wurde als rezeptfreies Arzneimittel in Apotheken, Lebensmittelgeschäften und Internetshops verkauft. Da sich jedoch die Hinweise auf mögliche Gefahren häuften, sah sich die deutsche Regierung zum Handeln gezwungen.
Bereits im Jahr 2002 wurde in der medizinischen Fachzeitschrift BMJ eine wissenschaftliche Überprüfung des Medikaments veröffentlicht. Sie kam zu dem Schluss, dass das Medikament ein „unvertretbares Risiko“ für Patienten darstelle, insbesondere für solche mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Überprüfung veranlasste das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), eine vorläufige Warnung herauszugeben, in der von der Anwendung des Medikaments abgeraten wird. Außerdem empfahl das Institut, Ephedrin vom Markt zu nehmen und nicht mehr rezeptfrei zu verkaufen. Bis zur endgültigen Entscheidung, Ephedrin verschreibungspflichtig zu machen, vergingen jedoch fast vier Jahre.
Auch in Nordamerika ist Ephedrin verschreibungspflichtig
Noch vor Deutschland reagierten die Behörden in den USA und Kanada. Das FDA-System zur Überwachung von Nahrungsergänzungsmitteln meldete zwischen Januar 1993 und Februar 2001 insgesamt 3.308 unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit Nahrungsergänzungsmitteln. 42 % davon standen im Zusammenhang mit Ephedrin.
Im Juni 2001 warnte auch die kanadische Regierung vor dem Gebrauch von Produkten, die den Wirkstoff der Ephedra-Pflanze enthalten, da diese „schwere und möglicherweise tödliche Nebenwirkungen haben können“. Im Januar dieses Jahres forderte die kanadische Gesundheitsbehörde den Rückruf aller Ephedra-Produkte, die „den Appetit unterdrücken, den Gewichtsverlust fördern, den Stoffwechsel anregen, die körperliche Belastbarkeit erhöhen, den Körper aufbauen, euphorisch machen, die Energie oder Wachsamkeit erhöhen oder andere stimulierende Wirkungen haben“.
Aufsehen erregten auch Berichte des US-Militärs. Laut Richard Nelson, Generalarzt der US-Marine, haben die Streitkräfte zahlreiche Fälle von unerwünschten Ereignissen und Todesfällen bei Soldaten dokumentiert, die Nahrungsergänzungsmittel mit Ephedrinalkaloiden eingenommen hatten. Dies führte dazu, dass die Marine den Verkauf dieser Produkte in den Geschäften auf ihren Stützpunkten untersagte. Zwischen 1997 und 2001 gab es insgesamt 30 Todesfälle bei aktiven Angehörigen der US-Streitkräfte, die Ephedrin eingenommen hatten. Die Opfer, Soldatinnen und Soldaten im Alter von Anfang 20 bis Anfang 40, waren zuvor gesund gewesen. Dies veranlasste die Armee und die Luftwaffe, den Verkauf solcher Produkte auf ihren Stützpunkten weltweit zu verbieten.
Im April 2004 – genau zwei Jahre vor der entsprechenden Entscheidung in Deutschland – wurde der rezeptfreie Verkauf von Ephedrin in den gesamten USA verboten.
Gemischte Reaktionen auf die Entscheidung
Die Entscheidung, Ephedrin verschreibungspflichtig zu machen, stieß auf ein gemischtes Echo. Viele Experten begrüßten die Maßnahme als notwendigen Schritt zum Schutz der öffentlichen Gesundheit. Andere äußerten hingegen die Befürchtung, dass dies zu einem Anstieg des Konsums alternativer, potenziell gefährlicherer Drogen führen könnte.
Zudem hat sich gezeigt, dass sich nicht alle ehemaligen Konsumenten mit der „Verbannung“ des Wirkstoffs abfinden. Wer Ephedrin kaufen will, hat nach wie vor gute Chancen, einen Anbieter zu finden. Wie groß die Nachfrage auf dem Schwarzmarkt tatsächlich ist, lässt sich nicht zuverlässig beantworten. Die vom Zoll regelmäßig beschlagnahmten Mengen dürften jedenfalls nur die Spitze des Eisbergs sein.